Background

Wir hörten, dass wir für eine große Sache leben sollten. Wir wurden ernst genommen, und das gab uns einen besonderen Auftrieb. Wir glaubten, Mitglieder einer großen, wohlgegliederten Organisation zu sein, die alles umfasste und jeden würdigte. Wir fühlten uns beteiligt an einem Prozess, an einer Bewegung, die aus der Masse ein Volk schuf.
Ab heute sagt ihr nicht mehr `Guten Morgen sondern „Heil Hitler!“ Das ist der neue deutsche Gruß. Wir werden ihn sogleich einmal gemeinsam üben. Aufstehen! Erhebt den rechten Arm und sprecht mit mir laut und deutlich: Heil Hitler! Und noch einmal, das muss noch besser werden.
Wir üben und es wird besser.
Was haben wir, die Jugend, die doch schließlich ein Anspruch auf Lebensglück und –Erfüllung hat, denn noch vom Leben zu erwarten? Verschickung nach Sibirien oder Ähnliches? Oder noch Schlimmeres? Wenn ich daran denke, dass ich mal in einen BDM gegangen bin, geglaubt habe, dass dieser Mann der rechte Führer Deutschlands sei und ihm voll und ganz vertraut habe! Das sich Männer von ihm haben betrügen lassen wie kleine unvernünftige Kinder.
Was bedeutet „Leben“ noch? Es ist alles so zwecklos, so egal. Warum leben wir noch? Ist es nicht ein Verbrechen, jetzt noch zu leben? Zu leben und jung zu sein? Aber wenn wir schon einmal dazu bestimmt sind zu leben, ist es da ein Verbrechen, wenn man immer noch an das Gute, an das Glück glaubt? Wenn man sich nach dem Glück sehnt, mit allen Fasern seines Seins danach sehnt? Es muss gut werden.
8.Mai 1945: Der Krieg ist zu Ende.
Seit 5 Jahren, 8 Monaten und 8 Tagen haben wir sehnsüchtig auf diese Meldung gewartet.