Background

Ich bin nicht die Wahrheit
Aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen, sollen die folgenden Thesen in Wittenberg disputiert werden.
Lug und Trug predigen diejenigen, die sagen, dass die Seele glücklich werde, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt. Das der Mensch durch Konsum frei werde.
Am Anfang war der Urknall. Was denn sonst? Gott vielleicht? Das Licht? Das Wort?
Naturwissenschaften erklären die Welt. Alles andere basiert auf der Rationalität des Menschen.
Was gut und was schlecht ist, entscheiden die Menschen
Am Anfang war die Angst.
Die Angst meine Meinung zu äußern, weil sie anderen nicht passen oder sie sogar verletzen könnte.
Dabei ist es so wichtig, den Mund aufzumachen und sich einzumischen, und zu sagen, dass das, was auf der Welt passiert falsch ist.
Wissen sie warum ich nicht Gott bin, nicht Gott sein kann. Weil ich nicht jedem verzeihen kann.
Wenn ich Gott wäre, dann müsste ich den Menschen vertrauen, allen, ohne Ausnahme. Sonst macht das ja keinen Sinn. Ein Gott der nur ausgewählten Menschen vertraut. Wozu gibt es dann die Anderen. Er müsste allen vertrauen und alle lieben, unendlich lieben, bedingungslos
Stell dir vor, immer wenn irgendwo etwas passiert, das einen anderen Menschen verletzt, dann stellt er sich hin und fragt warum?
Nicht:
Das darf doch nicht wahr sein
Oder
Das darf nicht nochmal passieren,
Sondern einfach warum?
Warum hast du das gemacht?
Warum tust du mir so etwas an?
Warum nimmst du dir das Recht dazu?
Gibt es einen Grund dazu, lass es mich verstehen.
Ich muss am Ende mit deiner Entscheidung nicht einverstanden sein, aber nimm mich ernst und antworte mir.
Und wenn der andere nicht antworten will, weil es ihm unangenehm ist oder er keine Zeit hat, dann warte ich, ich habe Zeit.
Ich warte solange, bis ich eine Antwort bekommen. Solange komme ich wieder und wieder.
Und wenn deine Antwort ist, das verstehst du nicht, dann erkläre es mir.
Vielleicht habe ich dir Unrecht getan, und habe es nicht gemerkt. Und du hilfst mir zu verstehen, was falsch gelaufen ist und wir können reden.
Aber wenn deine Antwort nur lautet: ich mache es, weil es mir gesagt wurde, weil ich muss.
Dann gehe hin und frage nach, warum du es machen sollst.
Und dann frage solange, bis du eine Antwort hast, die du verstehen kannst.
Die du nachvollziehen kannst, die du mir erklären kannst.
Frage solange, bis dir geantwortet wird,
bis dir der Respekt entgegengebracht wird, bis ein Gespräch entsteht.
Stellt dir vor, jeder würde diese Frage stellen. Dann würden überall Menschen stehen und Warum? fragen, überall. Sie würden fragen:
Warum..
Warum…
Warum…
Und stell dir vor, wir würden uns die Zeit nehmen zu antworten.
Wir würden solange fragen und antworten, bis wir uns verstehen, bis wir miteinander im Gespräch sind Du, Ich, Wir. Wenn wir uns hinterfragen lassen, wenn wir andere hinterfragen. Wenn wir überzeugt werden wollen, wenn wir bereit sind uns überzeugen zu wollen, wenn wir bereit sind zu überzeugen.
Wir sind frei diese Frage zu stellen, wir sind frei anders zu denken, wir sind frei unseren Weg zu suchen. Wir sind frei Kompromisse zu schließen.
Eine Frage ist ein Angebot. Und ein Gespräch ist ein Anfang, und dieser Anfang besteht aus Worten. Am Anfang war das Wort.
Wir nutzen die Worte auf der Suche nach einer Wahrheit. Ja es gibt sie vielleicht nicht, die eine Wahrheit. Aber das bedeutet doch nicht, das alles egal ist, dass wir machen können was wir wollen.
Du musst nur fragen. Jedes mal fragen und die Antwort aushalten.
Wenn man einmal gesehen hat, wie ein Kind einen mit dieser Frage in den Wahnsinn treiben kann, dann weiß man wie viel Kraft dahinter steckt.
In diesem kurzen, aber verständlichem Warum?